Anna Bon di Venezia

click her for the English version

Als ich anfing, mich für die Komponistin Anna Bon di Venezia zu interessieren, war die Informationslage eher dürftig. Ihr Geburtsjahr wurde irgendwann um 1740 vermutet und man wusste, dass sie einer musikalischen Familie entstammte und irgendwann am markgräflichen Hof in Bayreuth gelandet war.

Der Wikipedia-Artikel über Anna Bon ist inzwischen umfangreich (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an die fleißigen Menschen, die Zeit und Arbeit da hineinstecken!) und zeichnet das Bild einer vielseitigen Künstlerin.

Auch das Geburtsjahr ist bekannt; was wir allerdings immer noch nicht wissen, ist, was nach 1767 aus ihr geworden ist und wann sie starb.

Bei IMSLP findet sich eine Sammlung von Flötensonaten und eine Sammlung von Cembalosonaten. Der Sammelband „pian é forte. Klaviermusik“, der bei Furore erschienen ist, enthält einen Satz der Cembalosonate in g-Moll.

Furore hat außerdem die Flötensonaten veröffentlicht.

Was habe ich als Organistin nun mit Anna Bon zu tun? Ich mag es, ihre Cembalosonaten auf der Orgel zu spielen und zu schauen, wie sie dort klingen und welche Sonaten sich für welche Orgel besonders gut eignen.

Zu meinen persönlichen Lieblingen gehören die Cembalosonate op. 2/1 in g-Moll und die Sonaten op.2/4 und op. 2/6 in C-Dur – die Sonate op.2/6 hat als dritten Satz ein Menuett mit Variationen, mit dem man sehr schön die unterschiedlichen Klangfarben der Orgel zeigen kann. Als ich diese Sonate bei einem Orgelgeburtstagskonzert in Bayreuth spielte, kam sie beim Publikum sehr gut an.

Hier gibt es einen Eindruck des 3. Satzes der Sonate in h-Moll, gespielt auf einer 1858 von Heinrich Keller aus Darmstadt erbauten Orgel.

Bei passenden Registern auf mehreren Manualen lassen sich auch die Flötensonaten schön auf der Orgel darstellen. Interessanterweise hat Charles Callahan für sein „Women Composers Album“ von Anna Bon einen Satz aus einer der Flötensonaten ausgewählt und nicht etwa aus einer der Cembalosonaten.

Ich wünsche allen Leser*innen viel Freude beim Entdecken der Werke von Anna Bon!

English version

When I started looking for information on Anna Bon di Venezia, there wasn’t much to be found. An article by a radio station brought some data, e.g. 1740 as her year of birth, but then again, maybe not, and I couldn’t find anything about her after 1765. Now, there’s a lot more information and there’s a long and concise wikipedia article on her life and works and I would like to thank the people who put so much time and effort into this! A shorter version of the article is available in English.

IMSLP has Anna’s flute sonatas and harpsichord sonatas and Furore published her flute sonatas and there’s one movement of the harpsichord sonata in g minor in the „pian e forte“ collection.

As an organist, I like experimenting with the harpsichord sonatas to see which ones work on the organ and I’ve had very positive feedback when playing the sonatas in recitals or as part of the Sunday service. Especially the 3rd movement of the sonata in C major op. 2/6, a minuet with variations, is quite suitable to show different organ sounds and the audience enjoys this as much as I enjoy playing it.

If you would like to get an idea, here’s the 3rd movement of the b minor sonata played on an 1858 Keller organ.

And for those who have nice flute and string stops available, playing the flute sonatas on different manuals at the organ can also be quite rewarding. Interestingly, Charles Callahan chose a movement from one of the flute sonatas for his Women Composers album instead of one from the harpsichord sonatas.

Enjoy the music by Anna Bon di Venezia!


Beitrag veröffentlicht

in

von