Hélène Gonthier ist eine Komponistin, die ich nur durch Zufall entdeckt habe. Ich stöberte durch den Online-Shop von B-Note, einem Verlag, der vornehmlich Nachdrucke von vergriffenen Notenausgaben herausgibt – neben vielen Komponisten finden sich dort auch Werke von Komponistinnen wie Elfrida Andrée, Cécile Chaminade, Germaine Labole und eben auch Hélène Gonthier.
Sie wurde tatsächlich nur 27 Jahre alt. Geboren wurde sie am 3. September 1865 in Paris und starb dort am 23. Februar 1893.
In ihrem kurzen Leben schrieb sie Stücke für Klavier und Orgel und auch andere (kammermusikalische) Besetzungen.
„Drei Präludien und Fugen“ für Orgel sind bei B-Note erhältlich, sowohl als Papierausgabe als auch zum Download – ursprünglich 1899 erschienen und von Peer-Konstantin Schober neu herausgegeben.
Dass Hélène Gonthier in Paris große Orgeln zur Verfügung hatte, zeigt sich an der Fuge in c-Moll, bei der die Pedalstimme bis zum as‘ (As4) geht – wer dieses spannende und stellenweise herausfordernde Stück auf einer kleineren Orgel spielen möchte, wird (sich) arrangieren müssen.
Das Präludium und die Fuge in g-Moll lässt sich problemlos mit 27-tönigem Pedal spielen; lediglich im Präludium versteckt sich das ein oder andere g“‘ (G6), das nicht auf allen Instrumenten vorhanden ist. Doch an diesen Stellen lässt sich gut oktavieren, ohne den musikalischen Sinn zu stark zu verfremden.
Im f-Moll-Präludium begegnet uns in den Schlusstakten ein B in der Kontra-Oktave (B1), das nur auf wenigen Orgeln zu finden ist, doch das sollte Interessierte nicht abhalten, sich dieses Werks anzunehmen. Die Fuge ist vom Tonumfang her tatsächlich auf Orgeln mit 4 Oktaven im Manual und zwei Oktaven im Pedal spielbar. Ob diese dann passend für französische Orgelmusik des 19. Jahrhunderts registriert werden können, ist eine andere Frage und ein Stückweit dem Geschmack und Geschick der Ausführenden überlassen.
In der französischen Wikipedia findet sich ein kurzer Artikel über Leben und Werk von Hélène Gonthier.