(click here for the English version)
Das westeuropäische „klassische“ Tonsystem basiert auf den sogenannten Stammtönen c, d, e, f, g, a, h und auf dem Klavier entsprechen diese Töne den weißen Tasten. Auf der Orgel auch, wobei es Orgeln gibt, bei denen die sogenannten Obertasten, die am Klavier schwarz sind, weiß oder in einem anderen hellen Farbton sind und die Untertasten mit den Stammtönen schwarz oder in einem anderen dunklen Farbton. Aber das nur am Rande.
Aus diesen Tonnamen lassen sich Kombinationen bilden. Besonders beliebt im Anfangsunterricht ist der a-f-f-e, auch die f-e-e oder das d-a-c-h und manche haben im schulischen Musikunterricht den c-a-f-f-e-e Kanon kennen gelernt (mehr dazu bei Wikipedia).
Im englischsprachigen Raum gibt es das h als Stammton übrigens nicht, dort heißt dieser Ton b. Was regelmäßig zu Verwirrung führt, denn im deutschen Sprachraum gibt es auch ein b – das ist die schwarze Taste neben dem h, also ein Halbton darunter (dieser Ton heißt im Englischen b flat).
So lässt sich auf Englisch der Kohl besingen (c-a-b-b-a-g-e), der auf Deutsch dann c-a-h-h-a-g-e hieße bzw. so klingt.
Bleiben wir in der deutschen Sprache, so lässt sich aus drei Stammtönen, nämlich c, a, und h und aus einem weiteren Ton, dem b, das Wort b-a-c-h bilden. Ein kleiner Wasserlauf, oder auch der Nachname einer weit verzweigten Familie von Musikschaffenden – die längst nicht alle miteinander verwandt sind.
Die Tonfolge b-a-c-h hat über die Jahre nicht nur die Mitglieder der Bach-Familie fasziniert, sondern diente und dient vielen als Inspiration, damals wie heute.
Viele Organist*innen denken dabei an Liszt und Reger, manche vielleicht an Rinck oder Krebs, doch es gibt auch Werke von Komponistinnen mit diesem Motiv und ich möchte hier die mir bisher bekannten vorstellen. Wer weitere Stücke für Orgel oder andere Tasteninstrumente kennt, ist herzlich eingeladen, mir zu schreiben. Ich aktualisiere diesen Beitrag dann entsprechend.
Von Carlotta Ferrari gibt es die „Tarantella sul nome di Bach“, die für Orgel manualiter oder auch für Cembalo gedacht ist. Ich habe das Stück auch schon auf dem Klavier gespielt, doch auf der Orgel gefällt es mir am besten. Die Tarantella lässt sich auf Orgeln nahezu jeder Größe darstellen, auch auf historischen Instrumenten mit nur vier Oktaven. Eine Aufnahme mit einer Orgel von 1858 findet sich auf meinem Vimeo-Kanal und auch auf Carlottas YouTube-Präsenz.
Das b-a-c-h-Motiv taucht auch in der ersten Station von Carlottas „Via Crucis“ auf, dort als Kreuz-Motiv („Thema Crucis“). Einige Stationen dieser Sammlung sind für Orgel manualiter, andere für Orgel mit Pedal. Ein großes Instrument wird nicht unbedingt benötigt.
Francesca de Santis schrieb eine dreiteilige Suite für Orgelpedal und der dritte Teil ist überschrieben mit „Bach’s name“. Die ersten beiden Teile der Suite lassen sich nur auf Orgeln mit mindestens 30-tönigem Pedal angemessen spielen, aber für den „Bach-Teil“ genügen 27 Pedaltasten. Die Suite ist anspruchsvoll und eignet sich hervorragend für Konzerte.
Vor einiger Zeit tauschte ich mich mit Tamsin Jones über das b-a-c-h-Motiv aus und sie schrieb 2022 eine „Fantasia on B-A-C-H“. Die Noten sind bei der Komponistin erhältlich. Das Stück ist mittelschwer und kann sowohl auf mitteltönig gestimmten Orgeln als auch in wohltemperierter Stimmung gespielt werden. Allerdings reichen vier Oktaven nicht aus.
Nach meinem Konzertabenteuer auf Schloss Tenneberg schrieb ich eine Meditation über das b-a-c-h-Motiv für Bassblockflöte oder Orgelpedal. Noch ist dieses Stück nicht veröffentlicht, aber wer Interesse hat, es einmal anzuspielen, kann mir gerne schreiben.
Nicht vergessen wollen wir auch die Mitglieder der großen Familie „Unbekannt“ – wie oft sich hinter Werken, die ohne Name der künstlerisch tätigen Person überliefert sind, eine Komponistin verbirgt, lässt sich nur raten. Ich vermute aber, dass das häufiger der Fall ist als manche so denken.
Harald Schäfer bringt mit seiner Edition MusanKo Manuskripte aus öffentlich zugänglichen Quellen in eine leicht lesbare Form und in einer Notensammlung der Dresdner Hofkirche und Königlichen Privat-Musikaliensammlung finden sich vier Fugen bis dato unbekannter Urheber*innenschaft. Eine dieser Fugen, in F-Dur, hat das b-a-c-h-Motiv zum Thema. Sie kann manualiter gespielt werden, aber auch unter Einbeziehung des Pedals, und wirkt auf dem Klavier genauso gut wie auf der Orgel. Bei IMSLP findet sich diese Fuge unter den Werken von Johann Christian Bach, aber das ist möglicherweise eine Fehlzuschreibung. Ich spiele die Fuge jedenfalls als Werk von Unbekannt.
An dieser Stelle noch einmal die Einladung, mich mit Informationen zu diesen und weiteren Werken zu kontaktieren. Ich freue mich jederzeit über die Erweiterung meines musikalischen Horizonts und über die Entdeckung neuer Komponistinnen und ihres Schaffens.
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The western European „classical“ tonal system is based on the so-called „natural notes“ c, d, e, f, g, a, b and on the piano, this corresponds with the white keys. Same at the organ, although there are organs where the upper keys, the black ones on the piano, are white or in another light colour, and the others are black or in another dark colour, but that’s just an aside.
One can combine those note names to make up words, for example b-a-g-g-a-g-e, f-a-b or c-a-b-b-a-g-e and more. By the way, there’s one note that regularly leads to some confusion: what in the English-speaking world is known as b is called h in German so the c-a-b-b-a-g-e would be c-a-h-h-a-g-e and sound good musically, but a bit weird when being spoken. However, when we’re looking at the title of this blog post, we need the b as well as the h, and in German this is easily possible since both letters exist as tone names. B, in German, is the name for what in English is called b flat.
And thus we can make up the word b-a-c-h: a bach in German is a brook, burn or creek, and it’s also the name of a large family of musicians (who aren’t all related, but that’s another story). This combination of notes, the b-a-c-h motif, has not only fascinated the Bach family members throughout the years, but was and still is a source of inspiration for many composers.
Many organists think of Liszt and Reger, and some might think of Rinck or Krebs, but there are also pieces by women composers who’ve made use of this motif and I would like to introduce the pieces I found so far. If you read this and know additional pieces for organ or other keyboard instruments, please get in touch and let me know. I will update this blog post accordingly.
Carlotta Ferrari has written a „Tarantella sul nome di Bach“, manuals-only on the organ or to be played on harpsichord. I’ve played this piece on the piano, too, but I like it best on the organ. You can play the tarantella on instruments of any size, even on historical instruments with just 4 octaves. You can find a recording played on an organ built in 1858 on my vimeo channel and also on Carlotta’s youtube channel.
The b-a-c-h motif can also be found in the first part of Carlotta’s „Via Crucis“, being used as the motif of the cross („Thema Crucis“). Some parts of this oeuvre can be played manuals-only and others need a full pedalboard. You don’t necessarily need a large instrument, though.
Francesca de Santis wrote a three-part pedal suite and the third part is on „Bach’s name“. The first two parts of the suite need at least a 30-note-pedalboard, but for the third part, a 27-note pedalboard is sufficient and thus can be played on smaller instruments, too. The suite is a tad challenging and wonderful recital material.
A while ago I talked to Tamsin Jones about the b-a-c-h motif and in 2022, Tamsin wrote the marvellous „Fantasia on B-A-C-H“. Please contact the composer for the sheet music. The piece is of medium difficulty and is designed that it works both in ¼ comma meantone and circulating temperament – you need a bit more than just four octaves, though.
After my recital adventure in Tenneberg castle I wrote a meditation on the b-a-c-h motif for either basset recorder or organ pedals. The piece hasn’t been published yet, but if you’re interested to try it out, feel free to contact me.
I would also like to look at the members of the very large family „Anonymous“ – we can only guess how many family members have actually been women, but I think this is the case more often than some might think.
Harald Schäfer publishes manuscripts from publicly accessible sources in a modern, easy-to-read format with his Edition MusanKo. There are four fugues by Anonymous in a collection of the Hofkirche and Royal music collection in Dresden. One of those fugues used the b-a-c-h motif as the theme of the fugue. You can play it manuals-only or use the pedals, and you can play it on the piano as well as on the organ. When you’re browsing IMSLP, you will find this fugue attributed to Johann Christian Bach, but that’s doubtful. When I play the fugue, I introduce the piece as by an unknown composer.
Again, please contact me if you have additional information or know of other pieces for organ or any keyboard instrument. I’m always keen on broadening my musical horizon and to discover new women composers and their work.